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Kein Kaffee für Yogis!

Autorenbild: Sarah HofstaedterSarah Hofstaedter

Wenn du in der Yogaszene unterwegs bist hast du vielleicht schon gehört, dass die eine oder andere Yogini auf Kaffee verzichtet. Freiwillig :)

Koffeinhaltiger Kaffee ist nach yogischer Lehre rajasig, was bedeutet, dass er dich nicht ins Gleichgewicht bringt, sondern aufputscht und deinen Geist unruhig werden lässt. Und genau das will man als Beschreitender des Yogaweges vermeiden. Lebensmittel welche als Unruhestifter gelten, wird der Rücken zugekehrt. Durch das Koffein wird dein Körper ohne großes Zutun in den Aktivierungsmodus versetzt. Die Produktion von Stresshormonen wird – ganz ohne Stress – angekurbelt.


Bereit Leistung zu bringen! Nur keine Müdigkeit vortäuschen! Volle Konzentration voraus!



Hm, das kann sich ganz schön verlockend anhören, wenn die To-Do Liste noch abgearbeitet werden muss. Doch im Yoga sucht man den Zustand der Balance. Die Leistungsfähigkeit soll nicht mit Substanzen, kurzfristig bereitgestellt werden. Die Ausdauer & Kraft für den Alltag soll durch Übungen wie Asanas (Körperstellungen), Pranayama (Atemübungen), Meditation, Reinigungsritualen gestärkt werden und langfristig dienen.


Mein Kaffee-Entzug während der Ausbildung zur Yogalehrerin


Als ich als leidenschaftliche Kaffeetante während der Ausbildung zur Yogalehrerin mit dem Thema „Kaffee schafft Unruhe im Geist, versuche dich im Verzicht!“, konfrontiert wurde war ich erstmal baff. Wie soll das gehen!? Gilt es nicht auch als Lebenselixier? ;)


Wenn ich vor einer Meditation voller Tatendrang, und angeregt bin und mich dann gemächlich in den Schneidersitz begeben soll um einfach mal Nichts zu Denken fällt es umso schwerer. Also machte der Aufruf zum Verzicht Sinn! Die Neugierde überwog. Und da ich die Ausbildung, und auch die dazugehörigen Lebensphilosophien und -regeln sehr ernst nahm, und so viel Wissen wie möglich durch die eigene Erfahrung bestätigen oder widerlegen will, beschloss ich auf Kaffee zu verzichten um in den Selbstversuch der Abstinenz zu gehen. Gesagt, getan, von heute auf morgen kein Kaffee mehr .


Ich bin nicht süchtig!


Körperlich fehlte mir der Kaffee nicht wirklich. Yess! Es fühlte sich wie ein Mini-Erfolg an. Zu wissen nicht süchtig nach dem Schwarzen Gold zu sein. Bei einigen Menschen treten anfangs sogar Entzugserscheinungen wie Kopfweh, Müdigkeit, Niedergeschlagenheit auf. Davon blieb ich dankenswerterweise verschont.


Doch der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und so fehlte mir bald das morgendliche Ritual dieses behagliche Aroma zu schnuppern und so gelassen in den Tag zu starten. Tee tut´s auch, aber mir fehlte der Duft. Auch Zweifel ob denn der tägliche Gang zur Toilette ohne Kaffeebohnensaft ausbleiben würde begleiteten mich. Ich blieb streng mit mir selbst. Das kann doch nicht sein, dass ein Lebensmittel, Getränk, eine Substanz so viel Raum einnehmen kann. So oft darüber nachzudenken, davon wollte ich mich befreien. So hieß es wieder einmal, auf dem Weg der Selbsterkenntnis: Dranbleiben!


Es trudelten die ersten Erkenntnisse ein:


!! Auch ohne Koffein schafft es mein Körper wach zu sein, aktiv zu bleiben und Power bereitzustellen.


!! Mein Geist tut sich ohne Kaffee, wie erwartet, leichter in der Meditation.


!! Die vielen drehenden Haltungen in der Asana-Praxis tun meiner Verdauung gut. Agni, das Verdauungsfeuer wird angeregt, und meinem Bauch geht’s dank der gesunden Bewegung so richtig gut.


!! Die Gesellschaft verlangt es überhaupt nicht von mir bei einem Kaffeetratsch auch diesen zu trinken. Ich kann auch Tee, Säfte, Smoothies wählen und muss das leckere Stück Zwetschkenkuchen trotzdem nicht verschmähen.


!! Ich kann mich bewusst entscheiden, ob ich Lust und Laune auf das schwarze Heißgetränk hab und folge nicht der schlichten Gewohnheit, oder der Abhängigkeit.


!! Ich weiß, wenn ich Koffein zu mir nehme, wie es sich auf meinen Körper auswirkt. Ich kann tatsächliche Stressgefühle von koffeinangeregtem Herzschlag unterscheiden.


Ich erntete die Früchte meines Selbstversuchs.


Ist Kaffee nun gesund?


Das Thema Kaffeekonsum ist häufig in Gesundheitsforen zu finden, und es gibt auch zahlreiche Studien dazu. Laut dem Ärzte Merkblatt vom Jahr 2008 ist ein höherer Kaffeekonsum von bis zu 7 Tassen, sogar mit einem 33-70% vermindertem Diabetesrisiko verbunden (1). Einem Review zufolge, soll Kaffeekonsum auch vorbeugend gegen Leber- und Nierenkrebs wirken (2).


Diverse Studien, egal ob Pro oder Contra, sind immer mit einem gesunden Maß an Skepsis zu betrachten, da sie oft nur das einseitig Untersuchte darstellen. Auch werden nie alle möglichen Einflussfaktoren miteinbezogen. In diesem speziellen Fall könnte auch die Zubereitungsart, die Bohnensorte, die genetische Veranlagung des Konsumenten/der Konsumentin eine entscheidende Rolle spielen.


Fazit: Also ja, er kann gesund sein. Und ja, er kann Entzugserscheinungen hervorrufen, weil er eine starke Wirkung auf den Körper hat. Die Dosis macht das Gift! Wenn du (wie mit anderen Nahrungsmitteln auch) bewusst lebst, und dich bewusst dazu entscheidest ein Kaffeetschal zu schlürfen – dann GÖNN DIR!

Und wenn du in dein Bewusstsein auch noch die Erntehelfer, deren faire Bezahlung und Arbeitsbedingungen miteinbeziehen magst umso feiner.


Ich gönn mir ;) Sarah




(1) Ärzte Merkblatt, Prof. Dr. Stephan Martin, Dr. Rüdiger Schmitt-Homm, Kaffee & Diabetes, 1. Ausgabe 2008

(2) André Nkondjock, Coffee consumption and the risk of cancer: an overview, Cancer Letters 277 (2009), 121-125

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