Berührung ist nicht nur wichtig für unser Überleben, sondern auch nachgewiesen heilsam. Der Tastsinn entwickelt sich bereits im Mutterleib und ist nach der Geburt der am weitesten ausgeprägte. Über Erspüren, Ertasten von Gegenständen und über zwischenmenschliche Berührung lernen wir die Welt kennen. Das Streicheln, Halten, Berühren von Babys ist für eine gesunde Entwicklung unentbehrlich. Zu wenig Berührung in der Entwicklungsphase führt zu Entwicklungs- und Verhaltensstörungen. Babys wissen noch nicht wo ihr Körper beginnt und wo er endet. Über äußere Berührungsreize lernt es die eigenen Körpergrenzen wahrzunehmen.
Zugang zum Unbewussten über den Körper
Von Anfang an sind wir über Berührung in Verbindung mit der Außenwelt. Es ist unsere erste „Sprache“. Zwischenmenschliche Berührung ist die grundlegendste Form der Kommunikation. Über Berührung werden tausende an Informationen bewusst und unbewusst übermittelt. Erfahrungen, komplexe Erlebnisse, in denen wir stets nur einen Bruchteil bewusst, mit unserem Ratio wahrnehmen, werden auch im Körper abgespeichert. Wenn Gesprächsanalyse und Denken nicht weiterführen, kann Körperarbeit (Bodywork) ein Tor zum unbewusst Gespeicherten öffnen.
Vielleicht hast du eines dieser Phänomene schon einmal erlebt:
Eine Atemübung bringt dich zum Weinen und danach fühlst du dich irgendwie gelöster.
Eine Körperposition in der Yogaeinheit lässt unerwartet bereits vergessen geglaubte Erinnerungen in Mark und Bein einschießen und plötzlich erkennst du, welches Thema sich jahrelang in einer Körperregion festklammerte.
Du erhältst eine achtsame Berührung während einer Nuad Thai Yoga Einheit (kann ich nur wärmstens empfehlen 😉) und das intensiv wohlige Gefühl ist nicht näher erklärbar, also nennst du es Energiefluss.
All das mag unerklärbar magisch klingen und lässt sich nicht immer in Worte fassen. Was bleibt, ist das „Wissen“, eine tiefe Erkenntnis auf körperlicher, vorsprachlicher Wahrnehmungsebene. Die Psychologie nennt verkörperte Erfahrung EMBODIMENT und erforscht diese Wechselwirkungen von Körper und Psyche. Auch verkörperte Emotionen im Individuum und der Niederschlag von Lebenserfahrungen im Körper werden "Embodiment" genannt.
Alltagsberührung ist wichtig und heilsam
Die innere und äußere Körperwahrnehmung ist also ein immens großer Teil unseres Erlebens. Ein besonders essenzieller Aspekt unserer Wahrnehmung ist die Berührung. Hast du schon einmal überlegt wie viel und was du alles laufend berührst? Der Stoff deiner Kleidung auf der Haut, glatte oder raue Türklinken, dein Smartphone, die Kaffeemaschine, Computertastatur, Werkzeug, Wasser und Seife beim Händewaschen, Bücher, Kugelschreiber, …
Die Liste könnte ewig lange fortgeführt werden und irgendwann kommen hoffentlich auch menschliche Berührungen dazu. Ein höflicher Händedruck, eine liebevolle Umarmung, ein sinnlicher Kuss, ein aufmunterndes Schulterklopfen, ein beruhigendes Streicheln, eine kaum merkbare Berührung am Oberarm durch die Servierkraft.
Da hast du eventuell schon einmal vom Midas-Effekt gehört. Der besagt, dass Menschen nach einer Berührung wohlwollender und großzügiger sind und zum Beispiel auch mehr Trinkgeld geben.
Die Art der Berührung wird, dank unserer Hautintelligenz, intuitiv verstanden. Unsere Haut nimmt über ihre zig Berührungsrezeptoren äußere Reize wie Temperatur, Textur, Struktur, Druck, Geschwindigkeit wahr und leitet sie ans Gehirn weiter. Dort werden diese Empfindungen emotional bewertet und mit Gefühlen in Verbindung gebracht. Was eine Berührung bedeutet ist also auch subjektiv gefärbt. Ist die Berührung angenehm, unangenehm, fremd, vertraut, erotisch, freundschaftlich? Diese Bewertung hängt zum Teil von der individuellen Vorerfahrung ab. Menschen die mit liebevoller, ausreichender Berührung aufgewachsen sind werden Berührung anders bewerten als jene, denen dies verwehrt blieb oder als jene, die Berührung mit Gewalt assoziieren. Aber auch die wahrnehmbare Absicht und Intention der gebenden Person ist für diese Bewertung relevant.
Isolation und fehlende Berührung
Die Liste an täglichen Berührungen ist lange und die menschliche kommt meist erst irgendwann im laufe des Tages. Obwohl Berührung ein lebensnotwendiges Grundbedürfnis des Menschen ist, wird sie tendenziell weniger. Wir streicheln unser Smartphone und tippeln tausendfach über die PC-Tastatur, dabei sehnen wir uns nach echter Verbindung (Yoga).
Das zeigt auch eine Studie von Elhai J. D. et al. (2016), wonach Personen mit problematischer Smartphone Nutzung eine höhere Sehnsucht nach Berührung aufweisen. Die fragliche Smartphone Nutzung hängt auch positiv mit höheren Ängstlichkeitswerten und FoMO (fear of missing out) zusammen.
Laut Statistischer Nachrichten 03/2023 der Statistik Austria steigt die Anzahl der alleinlebenden Menschen auch in Zukunft weiter an:
„Dies hängt in erster Linie nicht nur mit einer fortschreitenden Individualisierung und den zunehmenden Trennungshäufigkeiten von Paaren zusammen. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung sind die Alterung der Bevölkerung und damit zusammenhängend ein starker Anstieg der nach dem Tod des:der Partner:in, aber auch nach einer Scheidung allein lebenden Menschen.“ (Hanika, A., 2023, S. 180)
Die Personen, die heilsame Berührung am dringendsten brauchen, bekommen sie zu selten. Ältere Menschen, verwitwete Personen oder alleinlebende Personen nach einer Scheidung. Gerade in Krisenzeiten und in Zeiten wo wir uns vermehrt alleine fühlen ist achtsame, mitfühlende Berührung wichtig. Sie beruhigt unser Nervensystem, schenkt Geborgenheit und das Gefühl von Verbundenheit.
Eine Studie aus dem Jahr 2022 bestätigte die Wahrnehmung vieler, dass die Sehnsucht nach Berührung während der COVID-Pandemie zunahm (Meiyer L. L., et al., 2022). Diese Sehnsucht beeinflusste auch die subjektive Bewertung von Berührung. Personen mit größerer Sehnsucht nach Berührung empfanden Videos in denen Berührung stattfand als wohltuender.
Wie Berührung heilsam auf unsere Psyche wirkt
Berührung kann auf unterschiedliche Art und Weise heilsam sein und zur ganzheitlichen Gesundheit beitragen. Auf körperlicher Ebene werden Bandscheibenvorfälle, Wirbel-Blockierungen, muskuläre Fehlbelastungen, Schmerzen uvm. mit Physiotherapien und Massagen behandelt. Psychologisch gesehen können verschieden Massagemethoden das Stress- und Angstniveau senken, Depressions-Symptome reduzieren und Stimmung und Entspannung verbessern.
Aber auch eine liebevolle und achtsame Umarmung kann Stress abbauen und Beruhigung schenken. Achtsame Alltagsberührungen, wie langsame und zarte Streichelbewegungen führen im Körper zur Ausschüttung vom Hormon Oxytocin. Viele kennen dieses Hormon als „Kuschelhormon“, das Beziehungen stärkt und in der Schwangerschaft die Wehen auslöst. Oxytocin verlangsamt die Atmung und die Herzfrequenz und versetzt uns somit in Entspannung, wir fühlen uns wohl und geborgen. Der Allrounder Oxytocin reduziert außerdem das Schmerzempfinden, senkt Stresshormone und fördert die Gedächtnisleistung.
Es gibt alternative Massageformen, die speziell auf angstlösende und antidepressive Wirkung abzielen und deren psychoaktive Effekte in Studien bestätigt wurden. Wenn Menschen den Eindruck haben, dass Reden nicht mehr hilft, suchen sie alternative Behandlungsmethoden. Der Nachteil bei alternativen Methoden ist, dass sie nicht von der Krankenkasse gefördert werden. Ein großer Vorteil ist, dass viele dieser Methoden den Menschen in seiner Ganzheitlichkeit mit einbeziehen. Privaten Belastungen, beruflichen Zwickmühlen, biopsychosozialen Dysbalancen und auch weiter zurückliegenden Lebensereignissen werden hier Aufmerksamkeit geschenkt. Nicht nur das Bedürfnis nach Berührung wird gestillt, sondern auch der Wunsch danach, würdevoll in seiner Gesamtheit gesehen zu werden. Wirklich gesehen zu werden ist an sich schon eine große Wertschätzung, die sich als wohltuende Erfahrung entfalten darf und sich im steigenden Selbstwert widerspiegeln kann. Wird diese Form der Begegnung mit feinfühliger Berührung kombiniert, ist das Balsam für unsere Seele.
Auf diesen nährenden Mehrwert können auch Gesunde zurückgreifen. Wir müssen nicht darauf warten bis sich eine körperliche oder psychische Schieflage manifestiert, um erst dann Hilfe zu suchen. Sich den mitfühlenden Händen einer ausgebildeten Bodyworkerin hinzugeben, die mit Herz, klarer Achtsamkeit und Gefühl auf einen eingeht ist die beste Gesundheitsvorsorge. Regelmäßige Einheiten purer Entspannung und tiefen Loslassens, bei dem glückliches Wohlgefühl den gesamten Körper durchströmt, wirken wie ein verlängertes Wochenende im Spa.
Moving Touch Yoga
Weil ich vom heilsamen Potenzial mitfühlender Berührung, die in klarer Präsenz geschieht, zutiefst überzeugt bin, mir mehr Entspannung, Geborgenheit und Vertrauen für und mehr Gefühl unter den Menschen wünsche, habe ich "Moving Touch Yoga" kreiert.
Eine Methode, die Yogastellungen durch Hands-On spüriger werden lassen und diese mit einfühlsamen Gesprächen und weiteren Tools aus dem Yoga verbindet.
Mit Hands-on beim Yoga schenke ich dir mitfühlende, achtsame Berührungen. Dadurch kann Lebensenergie wieder frei fließen und du fühlst dich geborgen und aufgehoben. Bewegungen, die mit der Geisteshaltung Metta „liebevolle Güte“ ausgeführt werden harmonisieren deine Gefühlswelt. Es ist ein besonderes und heilsames Ritual, das dir die unmittelbare Erfahrung tiefen Loslassens und wohliger Entspannung ermöglicht.
Ob Coaching Impulse oder wohlige Stille die Nuad Session abrunden wird individuell, im Moment, entschieden. Oft geht Berührung, Spüren, Fühlen tiefer und erreicht unterbewusste Orte, wo Worte und Verstand niemals hingelangen. Manchmal tut ein klärender Austausch gut. Priorität hat dein Wohlbefinden.
Elemente der verschiedenen Yogawege runden diesen Akt der Hingabe friedvoll ab. Jede Session ist frisch, neu, anders! Es können dich themenspezifische Mantren begleiten, eine Meditation erleichtert dir die Verbindung zu deiner wahren Natur, Reflexionen für ein intuitives Journaling schaffen Klarheit oder aktive Bewegungen bieten Ausgleich zum passiven Yoga.
Ich freue mich auf deine Terminanfrage für Graz oder Burgenland: sarahhofstaedter@gmail.com
Gedankenschluss
Lass dich vom Leben berühren! Spirituell und körperlich.
Geh in die Verbindung! Koste deine Möglichkeiten aus!
Gib dich hin, wo du dich sicher und geborgen fühlst.
Und vertraue auf die Intelligenz deiner Körperempfindungen.
Sarah
Quellen:
Buchempfehlung inklusive vieler weiterführender Paper und Studien:
"Berührung" Warum wir sie brauchen, und wie sie heilt von Prof. Dr. Bruno Müller-Oerlinghausen und Gabriele Mariell Kiebgis
Elhai Jon D., Levine Jason D., Dvorak Robert D., Hall Brian J. (2016), Fear of missing out, need for touch, anxiety and depression are related to problematic smartphone use. ScienceDirect, (63), 509-516, https://doi.org/10.1016/j.chb.2016.05.079
Hanika, A. „Vorausschätzung der Privathaushalte nach Größe und Bundesländern 2022 bis 2080“, in: Statistik Austria: „Statistische Nachrichten“ 03/2023., 176-185
Meijer Larissa L., Hasenack B., Kamps J. C. C., Mahon A., Titone G., Dijkerman H. C. & Keizer A. (2022), Affective touch perception and longing for touch during the COVID‑19 pandemic. Scientific reports, 1-9, https://doi.org/10.1038/s41598-022-07213-4
Comments